Der Beruf als Schriftstellerin und Übersetzerin bringt es mit sich, dass ich viel recherchiere, auch über Fachgebiete, die für mich bislang Bücher mit sieben Siegeln waren. Was meinen Sie, wie erstaunt ich war, als ich mich in die Welt der Bäume, vornehmlich der der Ahorne, herantastete. Welch eine Vielfalt! Welch eine reichhaltige Auswahl an skurrilen Vertretern dieser Art!

Aber lesen Sie selbst ...

Der a. nasus ist leicht an den nasenförmigen Ausbuchtungen am Stamm zu erkennen. Ein Exemplar kann bis zu 50 Vorwölbungen vorweisen, in denen sich gerne der Zwergnasenbär cyclopes didactylus niederlässt. Auch in Europa war der europäische Zwergnasenbär, cyclopes didactylus europaeus, einst im a. nasus heimisch. Die putzigen Pelztierchen wurden jedoch schon im Mittelalter ausgerottet, da ihr dichtes Fell heiß begehrt war.

Der a. tremerus ist vermutlich der empfindlichste Vertreter seiner Art. Obwohl er bei guten Bodenverhältnissen stark und kräftig wächst, gerät er leicht in Panik, sobald der Wind kräftiger wird. A. tremerus hat unglaubliche Angst, entwurzelt zu werden, auch die tief in den Boden hineinreichenden Wurzeln können ihm diese Angst nicht nehmen. Fatalerweise verstärkt jedoch gerade sein ängstliches Zittern die Gefahr einer Entwurzelung. In leichten Fällen hilft es, bei starkem Wind hinauszugehen und den a. tremerus zu umarmen. In schweren Fällen ist die Gabe von Beruhigungsmitteln angeraten. Es empfiehlt sich daher, reichlich Mohn papaver somniferum unter dem a. tremerus zu säen. Wie es scheint, hat auch ein in der Nachbarschaft wachsender Fellahorn a. pellis eine überaus beruhigende Wirkung auf a. tremerus, ähnlich der Wirkung von gutmütigen Hunden auf überängstliche Menschen.

Ein kleines, niedliches Gewächs, das keiner Seele etwas zuleide tut. Unter normalen Umständen wird a. pumilus nicht größer als drei, vier Zentimeter, weshalb er gerade in größeren Parks nur schwer zu finden ist. Es wird vermutet, dass aus einer Kreuzung zwischen Glühwürmchen lampyris und a. pumilus der Lampenahorn acer lucerna hervorgegangen ist

Diese besondere Art zeichnet sich dadurch aus, dass die Blätter im Dunkeln leuchten. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass diese sehr nützliche Eigenschaft entstanden sein muss, als durch einen unglaublichen Zufall ein Glühwürmchen lampyris sich in einen Zwergahorn acer pumilus verliebte und diesem nicht mehr von der Seite wich. Jahrhundertelange Züchtung ließen die neue Art wachsen, bis der a. lucerna seine heutige normale Ahorngröße erreicht hat. a. lucernaist überaus beliebt als Alleebaum, da er die Straßenbeleuchtung auf überaus ökologische und nachhaltige Weise ersetzt.

Leicht erkennbar durch seine pelzige Baumrinde. In Skandinavien sind im letzten Jahrhundert ganze Monokulturen mit dem a. pellis entstanden, nachdem man 1913 eine Methode entdeckte, das Fell des a. pellis für die Textilindustrie nutzbar zu machen. Allerdings mussten die so gewonnenen Pelze mit so vielen Chemikalien behandelt werden, dass die Träger beziehungsweise vor allem die Trägerinnen an den Ausdünstungen reihenweise schwer erkrankten. Heute sind die Monokulturen sich selbst überlassen, und erst vor kurzem entdeckten Forscher dort eine neue Art, den Federahorn acer penna mit seiner gefiederartigen Rinde. Man vermutet, dass ein plötzlicher und unerwarteter Evolutionsschub die Bäume dazu veranlasst, sich nach der Art des Mimikri äußerlich diversen Tierarten anzugleichen.

Siehe auch Fellahorn acer pellis. Beim a. penna handelt es sich vermutlich um eine spontane Abguck-Mutation. Der a. penna sah beim Fellahorn a. pellis, wie nützlich es sein kann, mehr einem Tier als einem Baum zu gleichen, und dachte: Das kann ich auch. Binnen weniger Jahre entwickelten sich Exemplare mit wunderschönem Gefieder, das teilweise an der Pracht suptropischen Vogelwelt erinnert. Bis jetzt ist diese entzückende Spielart der Evolution zum Glück der breiten Öffentlichkeit verborgen geblieben, deswegen bitten wir alle, die davon Kenntnis erhalten, diese Information unbedingt für sich zu behalten.