Ich erinnere mich noch gut an unsere erste Begegnung. Ich war ein junger Spund, mit nichts als Flausen im Kopf, und streifte hungrig am Strand entlang, immer auf der Suche nach etwas Essbarem. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, den Menschen mit Misstrauen zu begegnen, und so war ich zunächst auf der Hut, als ich den älteren Herrn bemerkte, der langsam, mit gesenktem Kopf und gebeugtem Rücken, einen Fuß vor den anderen setzte. Als er mich sah, hielt er inne und lockte mich mit seiner tiefen, warmen Stimme zu sich, wobei ich mich, wie ich zugeben muss, vor allem von dem Leckerbissen angezogen fühlte, den er mir entgegenhielt. Er redete auf mich ein in seiner Sprache, die ich nicht verstand, aber ich begriff schon bald: Von diesem Menschen hatte ich nichts Böses zu befürchten.
Und so war es dann auch.
Dieser Menschenmann bot mir eine Heimstatt, wie ich sie mir besser nicht hätte wünschen können. Während viele meiner Kameraden frierend und hungrig draußen herum streiften, hatte ich stets genug zu fressen, immer einen warmen Platz vor dem Kamin und eine Hand, die mein Fell kraulte.
Unser Zusammenleben gestaltete sich ruhig und ereignislos, und je mehr ich in die Jahre kam, desto besser verstand ich, was er mir erzählte, auch wenn ich seine Worte immer noch nicht recht deuten konnte. Die Traurigkeit, die mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen war, hatte, wie ich rasch herausfand, etwas mit den Bildern zu tun, die überall in seinem Haus aufgestellt waren. Sie zeigten, mit schwarzem Flor umhüllt, eine Menschenfrau von feinem, zartem Äußeren. Ein ums andere Mal stand der Mann vor einem dieser Bilder, und alles an ihm roch nach Trauer und Sehnsucht. Dann gesellte ich mich zu ihm, stieß ihn mit meiner feuchten Schnauze an oder legte meinen Kopf auf seine Füße.
„Ach, mein Guter“, pflegte er in solchen Momenten leise zu sagen. Sein Geruch veränderte sich, er nahm die Leine von Haken und ging mit mir an den Strand.
Und jetzt ist er tot.
Er saß ganz ruhig in seinem Lieblingssessel, das Bild seiner Frau im Schoß, die arthritischen Finger in meinem Fell vergraben. Ich leckte ihm Tränen von der Hand, dann seufzte er ein letztes Mal und starb.